SPEKTAKULÄRER AUSWÄRTSSIEG BEIM TABELLENDRITTEN

Nachdem wir gegen Niederhöchststadt im Hinspiel zu Hause mit 0:3 deutlich unterlegen waren, das letzte Spiel mit einer 0:5-Klatsche bei Riedberg noch nicht so richtig verdaut hatten, und die Zeiten ja generell gerade wenig stimmungsvoll sind, waren die Erwartungen etwas gedämpft, als wir bei bestem Fussballwetter mit Blick in den Taunus den Sportpark in der Georg-Büchner-Straße (mit angeschlossenem zweigeschossigen (!) Parkhaus) betraten. Zumal der Gegner sich mittlerweile zum Tabellendritten gemausert hatte und vor dem Spiel punktgleich mit dem Tabellenzweiten Leeheim 21 Punkte aufwies, beide damit 9 Punkte hinter dem unangefochtenen Tabellenführer Kickers Offenbach – alles ganz schön viele Punkte. Wir hatten vor dem Spiel vier.

Kurzum: Es schien alles nach einer klaren Angelegenheit. So schien es. Und am Ende schien nur die Sonne, und zwar für uns.

Wir kamen richtig gut ins Spiel, die Zweikämpfe waren griffig, die Bewegungen schnell, dabei wurde, soweit erforderlich, kompromisslos geklärt. Das Zusammenspiel war teils schön anzusehen, und wir konnten die Abwehr der Gegnerinnen früh immer wieder unter Druck setzen. Insbesondere Maya (deren Gegenspielerin schon nach 15 Minuten von draußen weiter zusehen dufte), Rania und Anna entfalteten viel Druck auf die starke Abwehrkette des Gegners. Das zentrale Mittelfeld dahinter mit Alexia und Kathi harmonierte nachgerade perfekt – und machte intuitiv einfach sehr viel richtig. Beide zeigten klasse Stellungsspiel, intelligenten Fußball, kluge Pässe – und vor allem starke Zweikämpfe mit wichtigen Balleroberungen.

Und die Abwehr um Kapitänin Viki machte ihr wohl bestes Saisonspiel. Jana hatte die beste Spielerin des Gegners, Auswahlspielerin ihres Zeichens, voll unter Kontrolle, Viki und Marlene waren wie eine Wand, schmerzhaft, wenn Du dagegen läufst. Wenn uns was vorzuwerfen ist in der ersten Hälfte, dann, dass wir vor dem Tor viel „liegen ließen“. Alleine Rania hatte drei sehr gute Möglichkeiten, als sie jeweils alleine auf die Torwächterin zulief – nach schönen Schnittstellenpässen aus dem Zentrum. Leider wollte der Ball nicht ins Tor. Und doch gab uns die erste Halbzeit, obwohl sie torlos blieb, ein gutes Gefühl. Der Gegner kam zu einem einzigen Torschuss aus dem Spiel heraus, den unsere Torwächterin Nia locker und souverän entschärfte – und wir hatten einfach richtig gute Möglichkeiten.

In Hälfte zwei gelang es uns, den Druck weiter hoch zu halten. Der Gegner kam zwar zu etlichen Ecken, die wir aber alle konzentriert verteidigten. Bei Vorstößen gefährlicher blieben wir. Ein herrliches Zusammenspiel zwischen Maya und Rania vollendete Alexia in der 45. Minute mit dem sehenswerten 1:0. Sie war – aus dem Rücken der Abwehr kommend – schön aus dem Mittelfeld durchgestartet und drang (wie es so schön heißt) „unnachahmlich“ in den Strafraum der Gäste ein, um den abgelegten Ball mit einem technisch gekonnten, satten Schuss zu verwandeln.

Der Gegner intensivierte daraufhin seine Angriffe. Und doch hatten wir das alles weitgehend unter Kontrolle. Mittelfeld und Abwehr zeigten eine herausragende Defensivleistung. Die Mannschaftsteile standen eng zusammen, größere Lücken, wie noch im Riedberg-Spiel, Fehlanzeige. Fehlanzeige auch langes Ballhalten, wir ließen endlich den Ball laufen, verhedderten uns nicht im Getümmel. Bezeichnend daher, dass der Ausgleich noch einen Standard fiel. Die starke Nummer neun der Gäste schlug eine Ecke lang, diese segelte über ganze vier Kickers-Spielerinnen hinweg in Höhe des langen Pfostens, wo er von einer Niederhöchstädterin gekonnt und unhaltbar ins kurze Eck bugsiert wurde. Der Ausgleich, der uns irritierte, aber nicht schockierte. Die Mädels hakten ihn schnell ab, schüttelten sich kurz, um dann zu ihrem schnellen Spiel zurückzukehren und einmal mehr zu zeigen, was sie auszeichnet: Wille und Mentalität, Geschlossenheit und Haltung.

So kamen wir bald wieder gut in unsere Angriffsbemühungen rein. Der Gegner, der zunächst noch damit gerechnet haben mag, wir würden auf das Unentschieden spielen, musste bald erkennen, dass Kickers16 auf Sieg spielte. Und ja: Der Siegtreffer fiel, und er fiel filmreif. Ein lang geklärter Ball aus dem eigenen Strafraum von Marlene fiel einer tief stehenden Abwehrspielerin in der Hälfte der Niederhöchstädterinnen vor die Füße, diese hielt die Situation eigentlich für geklärt und ungefährlich. Es gibt im Fußball aber kein „eigentlich“. Schon gar nicht, wenn Du Anna in der Mannschaft hast. Diese zog einen Sprint über nahezu das ganze Feld an – sie hatte eben noch im eigenen Strafraum verteidigt -, lief die Niederhöchstädter Spielerin, die den Ball (noch) in Besitz hatte an – und machte aus der ungefährlichen Situation eine brandgefährliche. Sie eroberte den Ball, sicherte diesen im Strafraum des Gegners, mittlerweile war unser Mittelfeld und unsere Stürmerinnen Maya und Rania aufgerückt. Der Gegner merkte zu spät, dass nun die Hütte brannte. Und sie brannte lichterloh. Jetzt ging es schnell: Anna auf Rania, Rania auf Maya, Maya mit einem trockenen Schuss ins rechte obere Toreck. Wir waren zurück ! Wir gingen zum zweiten Mal in Führung!

Die letzte viertel Stunde war Abwehrarbeit, aufopferungsvolle Abwehrarbeit und immer wieder Nadelstiche, vor allem über die rechte Seite mit Marlene und Anna. Nadelstiche, die dem Gegner wehtaten und zeigten, dass wir bereit sind, auf das dritte Tor zu gehen. Und die den Gegner das letzte Risiko, die Auflösung der Dreierkette, nicht gehen ließen. Zu mehr als einem Schuss ans Aussennetz kam der Gegner nicht mehr. Nach großzügiger Nachspielzeit (4 Minuten): der Schlusspfiff. Auswärtssieg !

Was bleibt?

Eine Torhüterin Nia, die in ihrem ersten Auftritt im Tor Ruhe, Ausstrahlung und große fußballerische Klasse zeigte, Klasse, die sie sonst im Feld zeigt. Sie gab der Mannschaft große Sicherheit. Sie wirkte, als hätte sie nie etwas anderes getan.

Zwei neue Torschützinnen in der Hessenliga für Kickers16 – Alexia und Maya. Unsere Torschützenkönigin Rania hätte heute das eine oder andere Tor draufsetzen können. Sie wird es an einem anderen Wochenende nachholen.

Eine Bank, auf die man sich verlassen konnte. Noa, Klarissa und Marie haben nach ihren Einwechslungen keine Anlaufzeit gebraucht. Sie waren „sofort da“ – und am Sieg ganz maßgeblich beteiligt. Klarissa dazu in ihrem überhaupt ersten Spiel für Kickers16. Es wird nicht das letzte bleiben.

Eine Abwehr wie ein Zentralmassiv. Und Jana, die gezeigt hat, warum wir sie gegen Riedberg schmerzlich vermisst haben. Nur 29 Gegentore in 10 Spielen (davon 11 gegen die Offenbacher Kickers) – viertbeste Abwehr der Liga.

Eine Mannschaft, die Spektakel kann.

Danke an die zahlreich mitgereisten Schlachtenbummler, und danke an Ranias Mutter für die schönen Fotos.

Aufstellung: Nia (Tor) – Marlene | Viki (C) | Jana – Kathi (15. Noa) | Alexia – Anna (20. Klarissa, 40. Marie) | Rania | Maya

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