Das Rückspiel bei Bad Nauheim fand im idyllischen Waldstadion statt, das nicht nur so heißt, sondern auch im Wald liegt. Wer vor Stadionzufahrt die falsche Abzweigung nahm, musste wegen strenger Einbahnstraßenführung zunächst wieder runter in die Stadt und raus aus dem Wald und bekam so mit einer kleinen Rundfahrt einen guten Einblick, wie schön es in der Kurstadt ist. Sehr schön. Für uns blieb am Ende in der Tat ein SCHÖNER Aufenthalt. Nach einem packenden Speil fuhren wir mit einem Auswärtspunkt nach Hause. Müßig, darüber nachzudenken, wo wir ständen, hätten wir immer so gespielt. Aber als Abschied aus der Hessenliga war es genau das richtige Spiel.
Wir starteten mit der gleichen Formation, die in Oberursel am Mittwoch begonnen hatte. In der ersten Viertelstunde wie überhaupt in Halbzeit 1 wogte das Spiel weitgehend zwischen den Strafräumen und lebte von aufreibenden Zweikämpfen und einem präsenten zentralen Mittelfeld auf beiden Seiten. Noa und Alexia leisten – nachdem sie schon Mittwoch buchstäblich Kilometer machten – wieder Schwerstarbeit. Das Zentrum bei Bad Nauheim war der spielstärkste Teil der Mannschaft, insbesondere mit der sehr starken Spielführerin, die sehr agil war – und schwer auszurechnen. Klare Torchancen auf beiden Seiten waren in der Anfangsphase Mangelware. Aus dem Nichts dann der Führungstreffer für Bad Nauheim in der 12. Minute. Einen langen hohen Ball ließen wir (mal wieder) zu lange springen – er sprang hinter die Abwehrreihe, doch damit nicht genug. Es kam noch zu einem Missverständnis zwischen Nina und der letzten Reihe. Kurz: Bad Nauheim schaltete schnell, nutzte die fehlende Kommunikation bei uns und spitzelte den Ball in Gestalt der starken Nummer 5, die mit der Spielführerin das Zentrum bestritt, an Nia vorbei ins Tor. Wir schütteln uns kurz und kamen dann aber wieder gut ins Spiel. Insbesondere über die außen, Frieda und Jana, spielten wir immer schnelle Bälle auf die vorderen Positionen. Maelys, Marlene und Rania liefen die Abwehrkette immer wieder gut an, führten wichtige Zweikämpfe und hielten – auch wenn klare Torchancen nicht heraussprangen – den Druck auf die Abwehr von Bad Nauheim hoch und hinderten diese am Spielaufbau. Mit der Einwechslung von Maya und Anna brachten wir zusätzliche Dynamik rein. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit gingen wir mit dem 0:1 in die Pause.
Direkt nach Wiederbeginn war Bad Nauheim bemüht, das Spiel schnell zu entscheiden. Wir hielten dem hohen Druck der ersten Minuten nach Wiederanpfiff aber konzentriert stand und kamen schnell wieder gut in unsere eigenen Angriffe, spielten die Bälle gut in die Spitzen auf die Aussen, wo insbesondere die lauf- und zweikampfstarken Maya und Rania wichtige Aktionen hatten. Das Spiel war jetzt geprägt von schnellen, teils wilden Szenen, allerdings auf beiden Seiten. Auch Bad Nauheim gelang es immer wieder, das Mittelfeld schnell zu überbrücken und über die gefährlichen Außen, insbesondere über die rechte Seite, für Gefahr zu sorgen. Die Anzahl an Ecken auf beiden Seiten stieg, beide Mannschaften waren bemüht, mit langen Bällen schnell nach vorne zu kommen. Eine dieser zahlreichen Ecken für uns, schön reingeschlagen dieses Mal von Maya, konnte Bad Nauheim nicht klären. Anna schaltete schnell und schob den Ball ins rechte Toreck. Und das schon in Minute 45. Zufrieden war mit dem Ausgleich so richtig niemand. Unsere Spielerinnen hatten den Eindruck, sie müssten nunmehr unbedingt das zweite Tor machen. Bad Nauheim war bemüht, den Ausgangsvorsprung wieder herzustellen. Die Unzufriedenheit auf beiden Seiten führte zu einem Herzschlagfinale. Ein packendes Hin-und-her, in dem wir mehr Strafraumszenen hatten, Bad Nauheim aber durch Hochkaräter in den letzten 8 Minuten noch mal hätte zuschlagen können. Nia entschärfte zweimal souverän, einmal einen Kopfball aus kurzer Distanz, den sie stark über die Latte lenkte – der Nauheimer Anhang jubelte schon. Nias zweite Aktion war nichts weniger als eine Heldentat: bei einen verdeckten Schuss der Spielführerin der Bad Nauheimerinnen von halb rechts aufs kurze Toreck tauchte sie blitzschnell ab und lenkte den Ball zur Ecke. Nia – mal wieder das, was man eine Bank nennt.
Spannend blieb es bis zum Schluss. Wie fokussiert beide Mannschaften auf den möglichen Führungstreffer noch kurz vor Ende waren, zeigte sich daran, dass den Abpfiff des Schiedsrichters niemand so recht wahrnehmen wollte. Es dauerte einige Sekunden, bis allen klar war: das war es im Waldstadion. 1:1 bei Bad Nauheim. Ein Punkt entführt beim Tabellenführer. Ein packendes Spiel, in dem wir aufs Neue Kampfbereitschaft, Mentalität und Solidarität gezeigt haben – und in dem wir zurückgekommen sind.
Es war unser drittes Unentschieden in der Hessenliga. Daneben drei Siege. Etliche knappe Niederlagen, drei davon mit nur einem Tor Unterschied. Richtig abgeschossen worden sind wir nie. Wir sind immer angetreten und haben anders als andere kein Spiel abgeschenkt. Wir sind mit neun Kämpferinnen nach Marburg gefahren. Wir haben es geliebt, gegen die Großen als Kleine anzutreten, und wir haben uns immer teuer verkauft. Viele Mannschaften in der Hessenliga, wenn nicht alle, haben länger zusammen gespielt. Einige Mannschaften waren uns spielerisch überlegen, wenige klar. Keine Mannschaft hat mit so viel Herz gespielt wie wir. Wir sind füreinander gerannt, haben füreinander gekämpft und haben uns füreinander in die Bälle geworfen – und den Kampf angenommen, wo uns alle schon abgeschrieben hatten. Wir haben am Anfang der Saison viel verteidigen müssen, und vor allem verteidigen. Gegen Ende der Saison haben wir mehr und mehr gezeigt, dass wir auch Druck aufbauen können – und dass wir schnell und aggressiv nach vorne spielen können.
Hessenliga Saison 21/22 – das war für uns alle ein großes Erlebnis. Wir haben viel gelernt und uns vor allem stark verbessert. Wir sind zu einer schwer spielbaren Mannschaft gereift, die immer für ein Tor gut ist und gegen die niemand gerne spielt. Was Schöneres gibt es im Fußball nicht.
Wir hatten auch immer Kulisse: es waren bei wirklich jedem Auftritt der KICKERS-GIRLS viele da, um uns anzufeuern, aufzumuntern, zu trösten und sich mit uns zu freuen. Und da waren wir auch sehr laut. Viele sind mitgereist zu den Auswärtsspielen, und wir sind weit gefahren. Leeheim, Marburger Land – das waren nur die größten Ausläufer. Eben HESSEN-Liga. Es waren Erlebnisse, die die Mädchen behalten werden.
Alle Mädchen, die in der Hessenliga bis zuletzt am Start waren, gebührt großes Lob und große Anerkennung – insbesondere für den Kampf, den sie aufgenommen haben. Wir waren für nicht wenige vor der Saison für die rote Laterne „gesetzt“. Und wir haben alle Lügen gestraft.
C-Juniorinnen Hessenliga – Saison 21/22 -, eingesetzt waren zuletzt:
Alexia – die Chefin, eine Bank
Anna – wild, schnell, unberechenbar
Frieda – cool
Jana – keine ist schneller
Kathie – weiß, was sie tut
Klarissa – schwer zu spielen
Laura – nicht nur Torwarttalent
Liz – hat als Verteidigerin alle überrascht
Lucia – loyal
Maelys – Rookie of the Year
Marie – mit Kopf und Übersicht
Marlene – besser, Du hast sie in DEINER Mannschaft
Maya van Wilderen – Maschine und Königin der Lüfte
Mina Settembre – feiner Fußball
Nia – Neuer kann baden gehen, sie kann aber auch sonst eigentlich ALLES
Noa – Most Valuable Player
Rania – Prinzenpark auf der Bertramswiese
Sophie – kämpferisch
Talea – Fußballerin
Viki – Capitana und Fels in der Brandung
Im Training waren außerdem dabei: Alma, Anouk, Clarissa, Emi, Helena, Janka, Lia, Lola, Maya Mani, Mina R. Und wir haben uns über Neuzugänge gefreut. Zu uns gekommen sind: Antonia, Maja, Melina, Sophie. Schön ! Wir hatten alle zusammen in der Hessenliga-Saison schöne Trainingseinheiten gehabt: Auf unserer schönen Bertramswiese im Sommer wie auf dem lieb gewonnenen Bundesbank-Sand unter Flutlicht im Winter. Der Untergrund hat uns nie gekümmert. Uns hat interessiert, was darüber läuft. Und dass wir uns als Mannschaft verbessern und Spaß haben. Und den werden wir weiter haben. Ganz bestimmt. DIE NÄCHSTE SAISON KOMMT. UND WIR SIND DABEI. KICKERS-GIRLS GO !
BERTRAMSWIESE – Heimat von Kickers 16 !
Kickers 16 – Natürlich BERTRAMSWIESE !
Aufstellung: Nia (Tor) – Frieda (32. Liz) | Viki (C) | Jana – Noa | Alexia – Rania | Marlene (16. Anna) | Maelys (16. Maya van Wilderen)
